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Szenisches Schreiben im Unterricht (Thomas RICHHARDT)

1.AutorIn: Titel

Richhardt, Thomas: Szenisches Schreiben im Unterricht. Minidramen, Szenen, Stücke selber schreiben.

  1. Erscheinungsjahr, Verlag, Umfang, Zusatzmaterial, Medien, Preis, weitere Hinweise (z.B. Weblinks)

1.Auflage 2011. Seelze: Klett│Kallmeyer. 287 Seiten. Download-Materialen in Form von Arbeitsblättern verfügbar. Preis ca. 23€.

  1. Zielgruppe

SchülerInnen aber auch außerschulische Gruppen ab 11 Jahren

  1. Schlagwörter

Theaterproduktion, Drama als Unterrichtsmethode, Sprachunterricht

  1. Inhalt

Teil A: Verfahren des szenischen Schreibens (Annäherung an die dramatische Form, Wege ins Schreiben, Szenenproduktion und Stückentwicklung, Wege zur Erprobung der Szenen, Reflexion anhand literarischer Texte). Teil B: Dramaturgie des Szenischen Schreibens im Unterricht (Dramaturgie des Verlaufs, des Ortes, der Personen).

  1. Anmerkungen zu Einsetzbarkeit, Vorzüge & Schwächen, summarische Bewertung

Der Autor des Werkes führt die LeserInnen durch sein auf eigener Durchführung basierendes Konzept zur prozessorientierten Szenen- und Stückproduktion. In fünf Teilphasen sollen sich die SchülerInnen der dramatischen Form nicht nur passiv annähern, sondern selbst einen Einblick in den Entstehungsprozess und die Theaterproduktion erhalten. Spielerisch sollen die Kennzeichen der dramatischen Form, die Entwicklung eines Konfliktes, der Figuren und fiktiven Welten bis hin zur Erarbeitung von Szenarien und Szenen über das eigene Schreiben erlernt und erprobt werden. Erst anschließend wird ein Reflexionsprozess über die Auseinandersetzung mit Fremdtexten angeregt. Der Fokus liegt sehr stark auf den eigenen Erfahrungen, der Autonomie und Selbstdetermination der Jugendlichen. Durch Vertrauensaufbau, das Aufstellen von klaren Regeln – sowohl für SchülerInnen als auch Lehrperson -, wird ein Schutzraum geschaffen. Dort sollen authentische Schreibanlässe, Sprach- und Körperarbeit den Jugendlichen die Möglichkeit geben sich mit ihrer eigenen Sprache aber auch mit dem Ich gefahrlos auseinanderzusetzen. Ziel ist es von den traditionellen analytisch-interpretativen Methoden des Dramenunterrichts weg zu produktions- und handlungsorientierten Ansätzen zu gelangen. Auch wenn der Schwerpunkt das Schreiben ist, reichen die Sozialformen von individuellen Aufträgen über Kleingruppen und enge Teamarbeit,  bis hin zum Kollektiv, wodurch auch die konstruktive und konfliktfreie Kommunikation und Empathie oft im Vordergrund stehen. Dramapädagogische Körper-, Stimm- und Improvisationsübungen sollen den spielerischen Zugang ermöglichen, Angst- und Hemmungen abbauen, als auch zwischendurch auflockern. So bieten kreative und innovative Methoden, die sehr oft an der eigenen Erfahrungswelt der SchülerInnen anknüpfen, immer wieder auch Raum für Spaß, auch wenn das Zielprodukt trotzdem nicht außer Acht gelassen wird.

Für die eigene Durchführung im schulischen Kontext aber auch im DaF/DaZ-Bereich oder in einer Schreibwerkstatt, spricht einerseits die Menge an zur Verfügung gestellten Arbeitsmaterialien – Übungsbeschreibungen, Fotos, Zitatsammlungen, Szenarien, Auszüge aus Theaterstücken, Beispieltexte der SchülerInnen -, als auch die Einblicke in die persönlichen Erfahrungen des Autors, sowie die präzisen und nachvollziehbaren theoretischen Erklärungen der Konzepte und Hintergrundideen. Die Phasen als auch ihre Teilschritte folgen als Ganzes betrachtet einer logischen Struktur, die sich durchaus selbst repetieren lässt. Den bereits von Peter Elbow vertretenen Ansatz des expressiven Schreibens, des Schöpfens aus der eigenen Erfahrung, ist nicht nur für SchülerInnen sondern auch für andere LernerInnen ideal. Ebenso sollte das Vertrauen der Lehrperson in die Fähigkeit der Schülerinnen eigene Entscheidungen zu treffen, der Respekt ihnen selbst und ihren Texten gegenüber, sowie der bewusste Ausschluss von Kritik und Bewertung in manchen Phasen und der Mut zur Langsamkeit, dem Autor hoch angerechnet werden. Auch Problem werden aufgezeigt und durch Lösungsmöglichkeiten entschärft.

Anzumerken ist jedoch, dass im Buch kein Wert auf gendergerechtes Formulieren gelegt wird und auch weniger Material für weibliche LernerInnen zur Verfügung gestellt wird. Die fiktiven Dialoge als stilistisches Element wirken etwas unnatürlich und die aus Theaterstücken abgeleiteten (Klassen-)Rollenmodelle für Außenstehende schwer nachvollziehbar.  Ebenso wird leider die Zeit, die für die verschiedenen Phasen bzw. Übungen aufgewendet werden sollte, etwas unzureichend behandelt.

 

 

  1. VerfasserIn der Rezension und Kontaktdetails

Melanie Fleischhacker, Studentin und Mitarbeiterin des SchreibCenters an der AAU,
E-Mail: Melanie.Fleischhacker@aau.at

  1. Anlass

AAU Klagenfurt, PS 520.663, Dramapädagogik im Unterricht DaF/DaZ, WS 2014/15

 

 

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